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27.09.2018

Nur die halbe Miete, Teil 1

«Wird die Rede ein voller Erfolg werden?», fragte mich neulich der CEO eines internationalen Unternehmens. Obwohl sich das Script flüssig las, war meine Antwort klar: Nein!

Er schaute mich erstaunt an. «Aber die Rede ist doch nicht schlecht, ich habe mir echt Zeit dafür genommen», meinte er leicht gekränkt. Als ich ihm bestätigte, dass der Text sogar sehr gut sei und es nur wenige Anpassungen gäbe, entspannte er sich wieder. Natürlich wollte er wissen, wieso ich trotzdem nicht an seinen Erfolg auf der Bühne glaube.

Ich bin der Meinung, dass eine geschliffene Rede nur die halbe Miete ist. Sicherlich ist sie ein wichtiger Grundpfeiler, ohne sie geht gar nichts. Vielleicht kennen Sie aber auch Situationen, wo schöne Worte einfach nur hohl tönen; wo Sie einzig daran denken wann die Langeweile-Tortur vorüber ist oder dem Redner schlicht kein Wort glauben. Da hilft auch das schönste Script nichts.

Was braucht es aber, damit die Zuhörer tatsächlich überzeugt werden und nicht nur anstandshalber applaudieren?

Aus einer Vielzahl von Faktoren sind es 5 Dinge, die besonders herausstechen. Heute verrate ich Ihnen zwei davon.

  1. Empathie fürs Publikum

Immer wieder erlebe ich, wie Reden mehr oder weniger lustlos runtergeleiert werden. Oder auf Fragen des Publikums wird nur schnoddrig oder arrogant eingegangen. So im Stil von ‘Ich bin der Experte – du verstehst sowieso nichts davon’. Wer sein Publikum nicht wertschätzt, der kriegt von ihm auch nie die volle Punktzahl. Vor Menschen zu sprechen sollte als eine Ehre wahrgenommen werden. Sie schenken einem etwas sehr wertvolles: Zeit.

Vier Fragen sollte man sich vor jeder Rede immer stellen:

  • Wer ist mein Publikum?
  • Was verbindet mich mit meinem Publikum?
  • Welches sind aktuell die wichtigsten und dringendsten Themen und Fragen meines Publikums? (im Kontext zur Veranstaltung und zum eigenen Thema)
  • Welchen Mehrwert kann ich ihnen mit meiner Rede bringen
  1. Sei authentisch

Wenn ein Musiker die Bühne betritt, ist er immer noch sich selber, nur in der Rolle des Musikers. Beginnt ein Referent seine Rede, ist auch er immer noch sich selber und trotzdem in der Rolle des Redners.

So viel man gute Präsentationstechniken und sprachliche Finessen trainieren kann, ich empfehle immer sich selber zu bleiben und nicht jemanden darzustellen, den man gar nicht ist. Ausser Sie sind ein ausgebildeter Schauspieler und machen das ganz bewusst. Hautnah erlebte ich, wie es schief gehen kann. Ein junger talentierter Redner wurde von seinem Chef exzellent gefördert, indem er ihn seine Stärken optimal einsetzen liess. Er war präsent und das Publikum mochte ihn wegen seiner natürlichen Art. Sein späterer neuer Chef hatte einen komplett anderen Präsentationsstil und zwang ihm diesen auf. Die Performance wurde schlecht, er polarisierte immer mehr und die Fans im Publikum wurden immer weniger. Er wirke irgendwie künstlich und unecht war nur eines der Statements, die regelmässig von den Zuhörern kamen.

Vielleicht fragen Sie sich bereits jetzt, welches die drei weiteren Dinge sind, damit eine Präsentation nicht nur auf dem Papier schön tönt. Mehr gibt’s am 11. Oktober 2018 im Teil 2.

Ein frischer Gruss

Ralph Hubacher

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