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Glückspferd?

Im späten Mittelalter arbeitet ein junger Bauer auf dem Feld, als ihm ein Pferd zuläuft. Er kann sein Glück kaum fassen und nimmt es mit auf den Hof. Das ganze Dorf freut sich für ihn. Doch sein Glück war nur von kurzer Dauer.

Der Bauer macht sich mit dem Pferd vertraut und bald schon reitet er durchs Dorf. Sätze wie ‘Du hast aber ein Glück, dass dir ein so schönes Pferd zugelaufen ist’, kriegt er oft zu hören. ‘Wir werden sehen’, antwortet der Bauer stets.

Im Spätsommer galoppiert er im vollen Tempo über die Felder und wird jäh aus dem Sattel geworfen. Sein rechtes Bein ist mehrfach gebrochen. Die Familie ist besorgt, denn die Erntezeit steht bevor und jede Hand wird gebraucht. ‘So ein Pech, das Schicksal meint es nicht gut mit dir’ sagen die Menschen aus dem Dorf. ‘Wir werden sehen’ antwortet der Bauer.

Ende Herbst kommen die Häscher des Königs ins Dorf. Alle jungen Männer werden in die Armee eingezogen, da ein Krieg auszubrechen droht. Einen lassen sie im Dorf zurück, weil er ein gebrochenes Bein hat. ‘Du hast Glück mit deinem Bein’, hört der Bauer die Dorfleute sagen. ‘Wir werden sehen’… und so könnte die Geschichte ewig weiter gehen.

Die Haltung des jungen Bauern gefällt mir. Als er vermeintlich das grosse Los gezogen hat, ist er nicht abgehoben. Er hat das Geschenk angenommen, ist aufs Pferd gestiegen, doch nie sass er auf dem hohen Ross. Zwar ist er gestürzt und trotzdem nicht ins bodenlose gefallen. Glück und Unglück hat er gleichermassen angenommen. Vielen Menschen fällt es einfacher, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen (immerhin 6 Tonnen Unterschied), als eine Situation einfach anzunehmen wie sie ist.

Bei einer Veränderung erwarten Menschen oft, dass ihnen etwas weggenommen wird. Der Blickwinkel liegt auf den Nachteilen. Manchmal reicht ein unbegründetes Gerücht und Angst entsteht. Dabei ergibt das Konzept ‘Sorgen auf Vorrat’ weder Nutzen noch Sinn. Beim Lottogewinn läuft es genau anders, hier werden die Nachteile ausgeblendet. Vielleicht gibt es deshalb nicht wenige Lottomillionäre, die später Pleite gehen.

Der Arzt und Komiker Eckart von Hirschhausen empfiehlt, sich nicht zu stark auf emotionale „Grossereignisse“ zu konzentrieren, sondern die kleinen Glücksmomente zu schätzen, die man über den Tag erlebt.

Ein fröhlicher Gruss vom Vierwaldstättersee

Ralph Hubacher

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