Weshalb ein Beutel Kräutertee CHF 50’000 Wert ist und was das mit der Gewinnung eines Neukunden zu tun hat. Davon handelt dieser Blog.
Zu den liebsten Arbeiten gehörte sie damals nicht. Die Akquise. Der klingende Titel ‘Convention Sales Manager’ half wenig. Ich war Praktikant in einem grossen 5-Sterne Hotel und musste Veranstaltungen verkaufen. Das war die Realität. Nicht selten fiel der Ausdruck Klinkenputzer. Den Ausdruck mag ich nicht, ich finde ihn schlicht falsch. Ein Telefonhörer hat halt mal keine Klinke. Vielleicht bin ich deshalb heute noch nachsichtig bei ungebetenen Anrufern. Vorausgesetzt sie sind nicht aufdringlich, aggressiv oder unprofessionell. Leider erlebe ich die Mehrheit so.
Schöne Seiten gabs auch. Es ist Dienstagvormittag, im Postfach landet eine Anfrage für ein grosses Catering. Weil die anderen Hotels und Caterer dieselbe Mail in der Regel auch erhalten, bedeutet sie keinen automatischen Jackpot. Aber eine valable Chance. So im Verhältnis eins zu fünf. Ich rufe die Dame an, erkundige mich nach Ihren Wünschen und Bedürfnissen. Ein freundliches, sachliches, wenn auch leicht distanziertes Gespräch. Nach Abklärungen mit der Food & Beverage Abteilung sowie dem Convention Team versende ich am späten Nachmittag das Angebot.
Eine Woche später fasse ich telefonisch nach. Frau Engels tönt schrecklich. Ihre Stimme klingt wie eine Mischung aus Darth Vader, T.Rex aus Jurassic Park und Predator. Entsprechend kurz verläuft das Telefonat. Ich wünsche ihr gute Genesung und hänge auf. Mehr kann man halt nicht machen. Wirklich?
In der Mittagspause kaufe ich in der nächsten Apotheke eine Packung Hustentee, nehme einen Beutel raus, schreibe eine Post-it ‘Gute Besserung Frau Engels’ und verschicke es in einem Couvert. Was denken Sie ist passiert?
Nichts. Keine Reaktion.
Nach einer weiteren Woche rufe ich nochmals an. Frau Engels Stimme tönt deutlich besser. Sie sei mit einer Grippe im Bett gelegen und seit gestern zurück im Büro. Besonders gefreut habe sie sich über den Teebeutel, auch wenn sie froh sein, den nun nicht mehr trinken zu müssen. Sie bedankt sich für die Überraschung, von Distanz keine Spur. Beiläufig erwähnt sie, dass ich den Zuschlag für das Catering erhalte. Sie freue sich auf die Zusammenarbeit. Ein Auftrag für CHF 50’000.
Ich werde Ihnen nie mit Bestimmtheit sagen können, ob die Aufmerksamkeit mit dem Teebeutel den Ausschlag für die Zusage gegeben hat. Fakt ist, dass der zeitliche Aufwand von rund 10 Minuten und die Kosten von CHF 1.25 ein sehr gutes Investment waren.
Kundenbegeisterung ist weder ein Zufallsprodukt noch muss gutes Marketing viel Geld kosten. Im Webinar Kundenbegeisterung am 12. Mai 2022 erzähle ich Ihnen mehr dazu.
Ein fröhlicher Gruss, Ralph Hubacher
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