«Nicht kritisiert ist gelobt genug». Menschen kritisieren oft häufiger als sie loben. Hingegen loben andere alles und jeden. Was nun? In diesem Blog gibt’s Lob To Go!
In meiner Ausbildungszeit hatte ich einen Chef, der mir jeden Freitag auf die Schulter klopfte: «Danke Ralph. Das war eine anspruchsvolle Woche. Toll gemacht! Du hast das Wochenende verdient.» Vielen mögen jetzt denken; so einen Vorgesetzten hätte ich auch gerne. Ich stimme Ihnen zu, mit einem Vorbehalt. In den ersten Wochen wirkte das Lob motivierend. Mit der Zeit verpuffte der positive Effekt immer mehr. Mein Vorgesetzter machte ein paar kleine, aber entscheidende Fehler.
Lob und Anerkennung wirken auf viele Menschen wie Raketentreibstoff. Experimente zeigten auf, dass Lob von Führungskräften die Leistung der Mitarbeitenden um 20 Prozent steigerte. Lob kann ein Verhalten verstärken oder auslösen, das Selbstvertrauen steigern und positive Lerneffekte mit sich bringen. Dabei kostet Lob nichts, ausser etwas Zeit. Ich bin der Meinung, dass loben weder eine hohe Kunstform noch eine Raketenwissenschaft ist, sondern viel mit dem gesunden Menschenverstand zu tun hat. Trotzdem gilt es ein paar Regeln zu beachten, um einerseits Fehler zu vermeiden und andererseits die optimale Wirkung zu erzielen.
Gehen wir zu meinem früheren Chef zurück. Vielleicht denken Sie, dass sein freitägliches-Lob standardisiert und damit unauthentisch war. Weit gefehlt. Er war ein durch und durch aufrichtiger Menschen und hat die lobenden Worte tatsächlich so gemeint. Wo lag also der Fehler?
Wer die positive Kraft von Lob nutzen will, soll konkretes Verhalten loben. «Toll gemacht!» ist zwar nett gemeint, bringt aber wenig Wirkung. Was genau habe ich toll gemacht? (Ich weiss es übrigens noch heute nicht). Es empfiehlt sich deshalb eine klar beschreibende Formulierung zu nutzen.
Ich bin einigen Managern begegnet, welche das Lob als rationales Motivations-Instrument nutzen. Sie beschreiben das zu lobende Verhalten akkurat und präzise; quasi wie im Lehrbuch. Trotzdem funktioniert es nicht richtig. Weshalb? Ohne Emotionen wirkt ein sachliches Lob wenig. Beschreiben Sie, welche Gedanken und Gefühle das positive Verhalten Ihres Gegenübers bei Ihnen auslösen. Nutzen Sie dazu positive Formulierungen. ‘Nicht schlecht’ oder ‘nicht falsch’ wirken anders als ‘sehr gut’ oder ‘richtig’.
Mein früherer Vorgesetzter, den ich übrigens sehr geschätzt habe, hat einen weiteren Fehler gemacht. Das Lob kam immer am Freitag zwischen 16:00 und 17:00 Uhr, kurz vor dem Wochenende. Konkretes Verhalten sollte zeitnah gelobt werden. Wenn ich am Dienstag am Vormittag etwas besonders gut gemacht habe, dann ist der Effekt des Lobes am Freitagnachmittag ziemlich verpufft.
Vermutlich sind Sie dem Ganzen bereits auf die Schliche gekommen. Das Muster des Lobens ist identisch mit dem Muster der Kritik. Falls Sie bereits hervorragend Feedback geben, dann wird Ihnen das Loben leichtfallen.
Nichtsdestotrotz, im Alltag werden Sie auf einige Stolpersteine stossen. Nicht jedes Lob wird beim Gegenüber perfekt ankommen. Ich bin jedoch überzeugt, dass Sie mit gesundem Menschenverstand und einer aufrichtigen Haltung fast immer goldrichtig liegen werden.
Ein fröhlicher Gruss, Ralph Hubacher