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15.04.2021

Virtuelle Spitzenteams

Wie gelingt es, im virtuellen Raum starke Teams zu formen? Was zählt, um online in kurzer Zeit Resultate zu erzielen? Während drei Monaten begleitete ich vier globale Teams auf ihrem Weg.

Es erstaunt mich immer wieder, wie viele negative Vorurteile rund um den virtuellen Raum existieren. Besonders verbreitet ist die Annahme, dass Teambuilding und Netzwerken im virtuellen Format nicht möglich seien. Meine Erfahrungen sind komplett anders. Vielleicht liegt es am fehlenden Wissen, vielleicht am Können oder gar am Wollen. Ich behaupte, dass Unternehmen die virtuellen Möglichkeiten schlicht nicht ausschöpfen.

Was tun, wenn die Menschen über vier Kontinente, von Auckland bis San Francisco, verteilt sind? Was funktioniert, wenn physische Treffen keine Option sind und nur drei Monate bis zum Pitch bleiben? Vor dieser Aufgabe bin ich im letzten Herbst gestanden.

Nachdem ich im Rahmen eines globalen Meetings einen virtuellen 24 Stunden-Hackathon mit 280 Teilnehmern durchgeführt habe, ging es im nächsten Schritt darum, aus den über 700 Ideen konkrete Lösungen zu erarbeiten. Mit vier Sprint-Teams bestehend aus jeweils 5 Mitarbeitenden und 2 Co-Leads packten wir die Aufgabe an. Die Zielsetzung war anspruchsvoll. In drei Monaten sollten, unter Berücksichtigung der strategischen Ausrichtung des Unternehmens, acht Lösungen erarbeitet werden, wovon vier vor dem Leadership Team in Form eines Shark Tanks präsentiert werden.

Nachdem ich die Teams im Design Thinking Ansatz auf dem Weg zur Lösungsfindung begleitet und für die Präsentationen vorbereitet habe, stand der Shark Tank vor der Tür. Das Ergebnis nach der Präsentation war ein von den Lösungen und den Präsentationen begeistertes Führungsteam. Das war einzig dank ausgezeichneter Teamarbeit möglich. Trotz den Hürden im virtuellen Raum. Eine einzelne Person hätte das nie geschafft. Wie war es möglich, dass sich Mitarbeiter, die sich vorher nie begegnet sind, so schnell zu Spitzenteams entwickelten

1 Ziel und Sinnhaftigkeit

Wirtschaftlich geführte Unternehmen setzen sich Ziele. So weit so normal. Ohne den komplexen Ziele-Kosmos zu weit zu öffnen, haben den Teams zwei Dinge konkret geholfen.

Wir wussten, dass unseren Lösungen auf fruchtbaren Boden fallen und einen Unterschied für unsere Kollegen, die Kunden und die Organisation machen können. Natürlich nur, wenn sie gut genug sind. Die Sinnhaftigkeit und die gemeinsame Vision haben die Menschen verbunden und die intrinsische Motivation gestärkt. Besonders spürbar war es in den anstrengenden und intensiven Phasen.

Zudem war das Ziel, in drei Monaten aus den über 700 Ideen 8 Lösungen zu erarbeiten, sprich zwei Lösungen pro Team, und pro Team die jeweils beste Idee in drei Minuten vor dem Leadership Team zu präsentieren, zwar sehr anspruchsvoll, nicht aber unmöglich.

2. Gemeinsame Erfolge

Huhn oder Ei? Braucht es zuerst eine gute Stimmung, um Erfolge zu erzielen oder Erfolge für eine gute Stimmung im Team?

Erfolg ist ein wichtiger Verstärker. Er wirkt aktivierend. Das Feiern von Erfolgen fördert die Bindung im Team, schweisst zusammen und schwört auf die gemeinsame Vision ein. Trotzdem glaube ich, dass Erfolg um jeden Preis ebenso ungesund ist wie eine übertriebene Wohlfühl-Kuschel-Atmosphäre. Wie so oft braucht es die richtige Mischung. Aus meiner Erfahrung muss jedes Team seine eigene Erfolgs-Kultur entwickeln, leben und pflegen.

3, Respekt und Offenheit

Ein wertschätzender Umgang mit anderen Teammitgliedern, Offenheit gegenüber Ideen und Meinungen sowie Wertschätzung im Umgang mit anderen Kulturen sind essentiell für Spitzenteams. Mit ehrlichem Feedback und einer gesunden Konflikt-/Fehlerkultur entwickeln sich vertrauensvolle Beziehungen im Team.

Hand aufs Herz. Die Aspekte Ziel und Sinnhaftigkeit, gemeinsame Erfolge sowie Respekt und Offenheit sind weder neu noch revolutionär, noch unterscheiden sie sich gegenüber physischen Spitzenteams. Wegen den fehlenden spontanen Begegnungen, den eingeschränkten informellen Möglichkeiten und der digitalen Distanz sind sie aber wichtiger denn je. Grundsätzlich ist alles wie immer – nur expliziter, klarer und strukturierter. In virtuellen Settings braucht es eine gute Führung sowie regelmässige formelle und informelle Check-ins, da der Kontakt und die Information schneller als in den klassischen Formaten verlorengehen.

Zurück zu den vier Hackathon Teams. Wer den virtuellen Raum optimal nutzt, kann mehr erreichen, als auf den ersten Blick möglich scheint. Wir hatten das Ziel, für zwei der vier präsentierten Ideen das grüne Licht zu erhalten. Noch im Shark Tank wurden alle vier Ideen vom Leadership Team genehmigt. Grund genug, den gemeinsamen Erfolg als Team zu feiern.

Ein fröhlicher Gruss

Ralph Hubacher

 

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