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Verlernen braucht Mut

Menschen handeln rational, sie maximieren ihren Nutzen. Soweit die Grundannahme des Homo oeconomicus. Jedoch funktionieren einfache lineare Input-Output-Beziehungen längst nicht mehr. Höchste Zeit, einen Blick auf Kompetenzen und Lernebenen zu werfen.

In der bisherigen Mitarbeiter- und Führungsentwicklung lagen die Schwerpunkte mehrheitlich in der Fach-, Sozial- und Methodenkompetenz. Mit der zunehmenden Vernetzung und Komplexität reicht das nicht aus, um für bestimmte Problemstellungen die optimale Wirkung zu erzielen. Unüberschaubar viele Handlungsmöglichkeiten setzen voraus, dass Führungskräfte Komplexitätsreduktionen vornehmen müssen. Sonst werden sie schnell handlungsunfähig. Die Bewertung einer Situation bedeutet aber immer auch eine Interpretation. Dabei stossen wir immer häufiger an die Grenzen der einfachen linearen Input-Output-Beziehung.

Heute genügt es nicht mehr, einzig die eigene Abteilung zu kennen. Im agilen Marktumfeld ist es eine Voraussetzung, das System Unternehmen und dessen Veränderung über die Zeit zu verstehen. Darüber hinaus ist es wichtig, das Unternehmen im Zusammenhang mit dem grösseren System zu sehen. Die Anforderungen an die Systemkompetenz von Führungskräften nimmt zu.

Um Fach- oder Methodenkompetenzen zu entwickeln ist das klassische Anpassungslernen durchaus geeignet. Dabei werden Probleme mit den vorgegebenen oder selbst gesetzten Zielen verglichen. Bei Abweichungen werden die Handlungen und die Umsetzung kritisch hinterfragt und neue Massnahmen zur Verbesserung definiert. Im Vordergrund steht die Effizienz, wir nennen es das Single-Loop-Learning.

Weshalb ist es heute das Verlernen ebenso wichtig wie das Lernen?

Als im Hochsprung von der Straddle-Technik zum Fosbury-Flop gewechselt wurde, erreichten die Athleten in kürzester Zeit deutlich bessere Resultate. Mit Anpassungslernen war nichts zu machen. Die alte Technik musste verlernt werden. Was einfach tönt, war für die damals besten Hochspringer alles andere als leicht. Jahrelang hatten sie die Straddle-Technik perfektioniert und quasi über Nacht wurden ihre Kompetenzen obsolet.

Das Double-Loop-Learning umfasst das Verlernen und das Lernen. Zu der Oberflächenstruktur, bestehend aus Handlungsroutinen und Standardprozeduren, kommt die Tiefenstruktur hinzu. Sie umfasst Werte, Normen und Einstellungen. Dabei werden Denk- und Handlungsmuster werden genau unter die Lupe genommen und kritisch hinterfragt. Beim Veränderungslernen stellt sich nicht die Frage, ob man die Dinge richtig tut, sondern ob man die richtigen Dinge tut. Im Vordergrund steht die Effektivität.

Um keine Missverständnisse zu erzeugen: Sowohl Single- wie Double-Loop Learning haben ihre Berechtigung. Wenn jedoch die Messlatte unerreichbar hoch scheint, dann reicht einzig das Optimieren der alten Technik nicht aus. Verlernen braucht Mut.

Ein fröhlicher Gruss vom Vierwaldstättersee

Ralph Hubacher

 

Das beste Werkzeug ist die passende Methode

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