Kreativ oder strukturiert?
Wär das nicht genial… einfach in den Tag hineinleben und mit Leichtigkeit grosse kreative Würfe landen? So im Stil von Picasso, Beethoven, Einstein oder Kafka. Doch Obacht; viele brillante Künstler und Denker warteten nicht beliebig auf eine Eingebung. Sie waren strukturiert und diszipliniert. Ein paar erstaunliche Beispiele gefällig?
Wolfgang Amadeus Mozart hat sich 1781 in Wien als freischaffender Komponist und Musiker niedergelassen. Um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, verdiente er sein Geld mit dem Unterrichten von Klavierstunden und mit Konzertauftritten. 1782 schrieb er einen Brief an seine Schwester, wo er seinen Tagesablauf beschrieb. Um 6 Uhr morgens mache er die Haare, um 7 Uhr sei er angezogen und komponiere dann bis 9 Uhr. Von 9 Uhr bis 13 Uhr gab er Lektionen. Oft war er in der Wiener Gesellschaft zum Mittagessen eingeladen, so dass er nicht vor 17 oder 18 Uhr zum komponieren kam oder dann grad gleich an ein Konzert zum spielen musste. Ansonsten komponierte er bis 21 Uhr und besuchte bis etwa 23 Uhr seine Constanze. Manchmal schrieb er noch bis 1 Uhr Morgens um am nächsten Morgen um 6 Uhr wieder aufzustehen.
Charles Dickens schrieb fünfzehn Romane, zehn davon haben mehr als 800 Seiten, daneben zahlreiche Geschichten, Essays und Briefe. Er hatte einige Anforderungen, um diese Leistungen zu schaffen. So brauchte er beispielsweise absolute Stille. Sein Arbeitszimmer hatte eine zusätzliche zweite Tür, um alle Geräusche fern zu halten. Er arbeitete wie ein Uhrwerk. 7 Uhr aufstehen, 8 Uhr Frühstück, 9 bis 14 Uhr schreiben, dann eine kurze Mittagspause mit seiner Familie. Durchschnittlich schrieb er 2000 Wörter pro Tag, manchmal 4000 und manchmal kaum ein einziges. Auch dann hielt er seinen Arbeitsablauf minutiös bei. Am Nachmittag ging er bei jedem Wetter auf einen 3-stündigen Spaziergang um sich zu inspirieren. Um 18.00 gabs Abendessen und dann nahm er sich Zeit für die Familie und Freunde bevor er um Mitternacht schlafen ging.
Sigmund Freud stand um 7 Uhr auf, empfing um 8 Uhr die ersten Patienten und ass pünktlich um 13 Uhr das Mittagessen, seine Hauptmahlzeit. Anschliessend marschierte er entlang der Wiener Ringstrasse und von 15.00 Uhr 21.00 arbeitete er mit Patienten. Nach einem Abendessen spielte er Karten oder ging mit seiner Frau spazieren. Dann las er meistens bis 1 Uhr Morgens Fachliteratur und schrieb Artikel.
Ähnlich strukturiert arbeiteten Thomas Mann, Benjamin Franklin, Maja Angelou oder Marina Abramovic. Grosse Künstler und Denker legen oft mehr Disziplin an den Tag, als man sich das vorstellen mag. Zu verlockend ist der Gedanke an den Mythos, dass regelmässig Wellen der Kreativität über sie reinprasseln. Das kommt durchaus vor, ist aber nicht die Norm.
Vielleicht benutzen wir den vollen Terminkalender, die vielen Meetings und lange Arbeitstage (zu) oft auf Ausrede um nicht kreativ sein zu können oder Herzens-Projekte anzugehen. Niemand verbietet einem, die Mittagspause mit einem Spaziergang im Park zu verbinden um frische Gedanken zu tanken. Es gibt viele Sweet-Spots im Alltag, welche wir halt einfach nicht nutzen. Die grossen Meister kennen die Erfolgsformel mit drei Buchstaben: TUN.
Übrigens: Schauen Sie in Ihre Agenda und werfen Sie einen Blick auf die nächste Woche. Wo haben Sie Möglichkeiten, Ihr kreatives Potenzial zu aktivieren?
Ein frischer Gruss
Ralph Hubacher
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