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Der Blackout

Was würden Sie tun, wenn Sie in einer Präsentation einen Blackout haben und komplett versagen? Ich erzähle Ihnen heute, was die junge Managerin Leonie gemacht hat.

Menschen fürchten sich vor allerhand Dingen. Neben Spinnen, dem Zahnarzt oder Höhenangst ist es vor allem das Sprechen vor Publikum, das Menschen beklemmt. In erster Linie handelt es sich um die Angst vor dem Versagen. Hausmittelchen, wie sich das Publikum nackt vorzustellen, helfen wenig. Blackouts in Präsentationen geschehen zwar weniger häufig als man denkt, doch ausgeschlossen sind sie nicht.

Leonie hat es eiskalt erwischt. Die junge talentierte Managerin wurde von ihrem Unternehmen nach Hong Kong berufen. Sie kam in eine verantwortungsvolle Position und ihr Vorgesetzter schenkte ihr von Beginn weg viel Vertrauen. Nach zwei Monaten im neuen Büro musste die Spezialistin für Cybercrime eine wichtige Präsentation vor den lokalen Behörden und Regulatoren halten. Es liegt auf der Hand, dass sie vor dem Gremium nicht nur inhaltlich und fachlich überzeugen wollte, sondern auch das entgegengebrachte Vertrauen ihrem Chef und dem gesamten Team bestätigen.

Leonie muss ein Thema präsentieren, in dem sie nicht sattelfest ist. Den seriösen Vorbereitungen zum Trotz fühlt sie sich unsicher. Als sie den Raum betritt und das Publikum deutlich zahlreicher versammelt ist als sie erwartet hat, steigt die Nervosität zusätzlich an. Die Präsentation startet. Nach wenigen Minuten verliert sie den Faden. Die Stimme bricht. Sie schwitzt. Kriegt kaum noch Luft. Schwindel. Peinliche Stille.

Leonie flüchtet nach dem Auftritt an die frische Luft. Ihr Kopf dröhnt und ihr ist übel. Sie geht niedergeschlagen nach Hause, igelt sich ein und grübelt den ganzen Abend über ihr Scheitern.

Am nächsten Tag berichtet sie ihrem Vorgesetzten von der misslungenen Präsentation und entschuldigt sich dafür. Seine Reaktion: ein herzhaftes Lachen (nicht auslachen) und ein aufrichtiges ‘das tut mir leid für dich’. Zu keinem Zeitpunkt war er verärgert oder hat den Eindruck erweckt, dass er zu viel Vertrauen geschenkt hat. Er wollte einzig wissen, wie sie mit der negativen Erfahrung umgeht.

Meine Frage an Sie, was hätten Sie an Leonies Stelle getan?

Nicht wenige Menschen würden, nach einem ähnlichen Erlebnis, Präsentationen zukünftig so gut wie möglich meiden. Nicht so Leonie.

Vielleicht war es ihre Vergangenheit im Junioren-Ski-Kader, wo sie gelernt hatte mit Niederlagen umzugehen. Für sie war klar, dass die missglückte Präsentation nicht das Ende sein kann. Sie wollte sich schlicht nicht in ein selbst gebautes Gefängnis einsperren und nie mehr vor Publikum auftreten.

Ihr Ziel: Jeden Monat mindestens einmal auf der Bühne stehen und vor Publikum präsentieren. Seit ihrem Blackout hatte sie 18 Auftritte und ist im asiatischen Raum mittlerweile eine der gefragtesten Rednerinnen und Panelteilnehmerinnen rund um das Thema Cybercrime.

Leonie sagte mir kürzlich am Telefon: «Weisst du Ralph, es ist nicht mein Ziel, die beste Rednerin oder Präsentatorin zu werden, es genügt mir, mit jedem Auftritt ein Stück besser zu werden.»

Ein fröhlicher Gruss

Ralph Hubacher

 

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