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Antipathie

Donnerstag 22.08.2019 - in Allgemein

Bestimmt sind Ihnen auch schon unsympathische Menschen begegnet. Antipathie ist ein Gefühl von Abneigung. Was aber tun, wenn ausgerechnet der neue Vorgesetze oder der wichtigste Kunde unsympathisch ist?

Ist ein Autoverkäufer unsympathisch, dann wechseln wir die Garage. Beim Nachbarn wird es schon schwieriger, doch eine höflich-distanzierte Beziehung geht auch. Nur wenn ein enger Projektmitarbeiter, ihr wichtigster Kunde oder der neue Vorgesetzte unsympathisch ist, dann wir es knifflig.

Mein Kollege Nik, der Schauspieler ist, hatte ein ähnliches Problem. Er spielte die Hauptrolle in einem renommierten Theater. Die neue Besetzung der weiblichen Hauptrolle war, um es schön auszudrücken, nicht ganz sein Typ. Nik beschrieb sie als divenhaft, herrisch und selbstverliebt. Kritik nahm sie auch keine an, schon gar nicht von ihm. Im Theaterstück musste er sich, wie könnte es anders sein, über beide Ohren in sie verlieben (inklusive einer leidenschaftlicher Kussszene). Für ihn als erfolgreichen und pflichtbewussten Schauspieler gibt es keine halben Sachen. Er musste die Rolle so echt wie nur möglich spielen. Ich war neugierig, wie er das mit ausgerechnet dieser unsympathischen Person geschafft hat. Er verriet mir einen Trick.

“Ralph, auch wenn dir ein Mensch nicht sympathisch ist, dann findest du trotzdem immer etwas an ihm, was mindestens ok oder gar hübsch ist. In ihrem Fall waren es ihre Ohrläppchen. Also habe ich mich bei den Liebesszenen auf ihre Ohrläppchen konzentriert. Dort wo du den Fokus hinrichtest, von dem kriegst du mehr. Das ist generell im Leben so. Es fiel mir deshalb immer leichter, die emotionalen Szenen überzeugend zu spielen. Die Kritiken in der Presse über das Stück und die schauspielerischen Leistungen waren übrigens erstklassig.”

Zum Glück treffe ich im Leben fast nur sympathische Menschen. Trotzdem hat mir die Technik auch schon geholfen. Sie ist ebenso einfach wie wirksam. Ohrläppchen, Augenbrauen & Co. sei Dank!

Ein fröhlicher Gruss vom Vierwaldstättersee

Ralph Hubacher