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30.10.2025

Kick the tyre

«Ralph, auf dem Papier ist unser Unternehmen agil, in der Praxis herrscht Abteilungsdenken. Jeder hegt und pflegt seinen eigenen Garten. Unterstützung? Fehlanzeige.»

Die Worte eines ranghohen Managers klangen nach. Also starteten wir ein Experiment.

Im nächsten Town-Hall änderten wir das Format. Statt der üblichen PowerPoint-Orgien bauten wir ein Kick the tyre Zeitfenster ein. Zwei Personen erhielten je zwanzig Minuten: fünf Minuten für ihre Präsentation, fünfzehn Minuten für die Fragen und Impulse der Teilnehmenden.

Natürlich gab es eine Befürchtung. Anstelle von Kick the tyre könnte die Fragerunde zur Schrottpresse werden. Projekte würden zerrissen, anstatt gefördert. Genau das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollten.

Darum setzten wir zu Beginn fünf klare Spielregeln:

  • Wohlwollen vor Kritik: Jeder Beitrag soll die Idee stärken, nicht schwächen.
  • Wir sind Verbündete: Alle verstehen sich als Co-Entwickler, nicht als Richter.
  • Respektvolle Sprache: Keine Abwertungen, sondern konstruktive Fragen und Ergänzungen.
  • 2-zu-1-Prinzip: Für jede kritische Anmerkung mindestens zwei konstruktive Ergänzungen.
  • Keine Ego-Shows: Beiträge dienen der Sache, nicht dem Selbstprofil.

Damit war die Grundlage gelegt, dass Feedback wirklich fördernd und nicht zerstörend wirkt.

Während es für die erste Durchführung noch Überzeugungsarbeit brauchte, waren die Präsentationsplätze danach sofort ausgebucht. Das Format etablierte sich und findet heute regelmässig als eigener Kick the tyre Anlass statt.

Das Ergebnis: Die gegenseitige Unterstützung über Abteilungen hinweg hat spürbar zugenommen. Fragen zu stellen verliert zunehmend den Nimbus von Schwäche. Und die Überzeugung, dass viele, vor allem die richtigen, Köpfe klüger sind als nur einer, wächst stetig.

Ein fröhlicher Gruss, Ralph Hubacher

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