Rückspiegel

Egal ob enge Passstrasse oder schnurgerade Autobahn. Wer zu oft und zu lang in den Rückspiegel schaut, wird einen Unfall bauen. Wie auf der Strasse, so auch in der Geschäftswelt.

Es ist kein Zufall, dass die Frontscheibe grösser ist als die Rückspiegel. Wer ein Ziel erreichen will, muss in erster Linie nach vorne schauen. Ab und zu ist ein Blick in den Seiten- oder Rückspiegel aber unerlässlich. Blindes Überholen oder ein Spurwechsel ohne Seitenblick sind gefährlich und dumm. Im Unternehmen gibt es zwei Rückspiegel, die oft erstaunlich gross sind.

Die Nummer Eins ist der Zahlen-Zukunft-Rückspiegel. In der modernen Wissensgesellschaft müssen realistische Szenarien messbar sein sowie auf bewiesenen Tatsachen und empirischen Daten beruhen. Deshalb kann sich das Bewiesene immer nur auf Vergangenes beziehen. Nie aber auf Zukünftiges. Es können deshalb nur Fakten berücksichtigt werden, die wir schon kennen. Doch die Zukunft hält sich nicht an Vergangenes. Sie bringt Überraschendes und Unvorhersehbares mit sich. Niemand kann behaupten es hätte 2007 zu wenig Zahlenmaterial gegeben und trotzdem hat niemand die Finanzkrise in dem Ausmass kommen sehen. So auch beim Wetter. Den Meteorologen stehen Spitzentechnologie und Milliarden von Daten aus der Vergangenheit zur Verfügung… dennoch ist eine genaue Langzeitprognose nicht möglich… sonst würde kaum je eine Hochzeit an einem regnerischen Wochenende stattfinden. Fehlprognosen liegen an der Tagesordnung. So hat Thomas Watson, damaliger Chef von IBM einen Weltmarkt von rund fünf Computer vorausgesagt oder Steve Chen, Mitbegründer von YouTube, meinte 2005, dass die Plattform ein Reinfall werde.

Der zweite Rückspiegel zeigt in die Vergangenheit. “So haben wir das schon immer gemacht” ist eine bekannte Aussage. Lieber auf dem bekannten Trampelpfad bleiben als neue Wege gehen. Es ist halt angenehmer und fühlt sich sicherer an. Dummerweise weiss niemand so genau, wohin der scheinbar sichere Trampelpfad führt.

Wie gesagt, ein Blick in den Seiten- oder Rückspiegel ist unerlässlich. Wer Zahlen ignoriert, wird auf dem Markt nicht lange bestehen. Wer Bewährtes zu schnell oder zu oft über Bord wirft, der wirft sich irgendwann selbst mit von Bord. Es ist, wie so oft, eine Frage der Balance.

Ein fröhlicher Gruss vom Vierwaldstättersee

Ralph Hubacher

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