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Im Leerlauf

Leerläufe fühlen sich selten gut an. Besonders dann, wenn kein Ende in Sicht scheint und es nicht gelingen will, den ersten Gang einzulegen.

Wie oft sind Sie in Ihrem Leben in eine Sackgasse gefahren? Ich spreche vom Auto. In meinem Fall kann ich es an einer Hand abzählen, trotz 30 Jahren im Besitz eines Führerscheins. Das Sackgasse-Metapher-Konto hingegen, zeigt einen deutlich höheren Stand auf. Dabei denke ich nicht an grosse Dinge wie die Karriere oder Leuchtturm-Projekte, sondern an kleine, praktische Alltagsdinge wie beispielsweise diesen Blog.

Langsam nähert sich der brand.news.letter der Ausgabe 250. Es ist nicht immer leicht, alle zwei Wochen ein Thema zu finden. Manchmal sprudeln die Ideen wie ein Wasserfall, doch hin und wieder fühlt sich die Kreativität an wie eine ausgetrocknete Quelle in der Kalahari Wüste. So oder so, es kommt ab und an vor, dass ich beim Schreiben in einer Sackgasse lande und es nicht mehr weiter geht. Kein wirklicher Schreibstau, sondern mehr ein Leerlauf. Zu Beginn bin ich daran fast verzweifelt, heute tue ich das lediglich in homöopathischen Dosen.

Ich rühme mich effizient und effektiv zu sein. Nicht bloss als Anspruch gegenüber mir selbst, sondern für meine Kunden. Leerläufe haben darin nichts verloren. Zumindest dachte ich das und tue es noch heute. Jedoch differenzierter. Während Abläufe und Prozesse schlank und effizient sein sollen, können kreative und innovative Themen im Leerlauf wachsen und gewinnen. Auch wenn sich Stillstand für ungeduldige Menschen nie gut anfühlt.

Der Impuls auf einen drohenden Stillstand bleibt sich ähnlich: Das Gaspedal noch fester drücken. Dabei weiss ich, dass es wenig hilft. Entweder manövriere ich mich so noch tiefer in die Sackgasse oder überhitze den Motor. Obwohl sich Leerläufe wie eine scheinbare Untätigkeit anfühlen, bedeuten sie nicht automatisch aufgeben. Je besser es gelingt, den Augenblick zu akzeptieren, desto mehr Kraft kann aus der Leere gewonnen werden.

Das liest sich wunderbar; besonders bei kurzen Leerläufen. Ich kenne Phasen, da versiegt die kreative Quelle für Monate. Je länger es dauert, desto schwieriger wird es mit der Akzeptanz, obwohl genau dann besonders viel von ihr nötig ist. Ein Dilemma. Vielleicht gibt es ein Universalrezept. Ich kenne es leider nicht. Manche ziehen sich zurück in die Stille, andere umgeben sich mit Menschen, manche hören Musik, andere lesen Bücher, manche gehen ins Fitnessstudio, andere in die Natur. Für mich ist es, mit Ausnahme des Fitnessstudios, wohl eine Mischung aus allem.

Schauen wir genauer, konkreter und noch alltagstauglicher hin. Vielleicht kennen Sie die Situation? Sie versuchen sich an einen Namen zu erinnern, der Ihnen einfach nicht einfallen will. Je mehr Sie darüber nachdenken, grübeln und den Kopf zerbrechen, desto weiter scheint er zu entschwinden. Sobald Sie loslassen und sich mit etwas anderem beschäftigen, kommt er plötzlich und unerwartet zurück, als hätte er sich versteckt gehalten. In einem entspannten Zustand lässt unser Gehirn los, aktiviert neue neuronale Wege und arbeitet effizienter, als würde es vom Leerlauf in den ersten Gang schalten und zeitgleich aus Sackgassen herausmanövrieren.

Ein fröhlicher Gruss, Ralph Hubacher

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