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17.10.2024

IMMER und NIE

IMMER und NIE – diese zwei Worte sind wie beste Freunde: Sie übertreiben, verzerren und laden zu Missverständnissen ein. Doch wie kann man darauf reagieren?

„Wir müssen IMMER länger bleiben, und es wird NIE Rücksicht darauf genommen“, sagt Stefan genervt im Projektmeeting. Anita beobachtet das Team. Einige nicken, die meisten reagieren gleichgültig. Ganz unrecht hat er nicht, denkt Anita, denn Stefans Team arbeitet in der Implementierungsphase tatsächlich viel und geht oft die Extrameile.

Die kleinen Worte ‘IMMER’ und ‘NIE’ lassen ein Problem oder ein Thema grösser erscheinen, als es in Wirklichkeit oft ist. Ich habe immer starke Kopfschmerzen wirkt anders als, ich hatte in der letzten Woche vormittags Kopfschmerzen. Es ist kein Geheimnis, dass grosse und schlimme Probleme schwieriger zu lösen sind, als kleinere und weniger schlimme. Eine Differenzierung, durch bedacht formuliertes Verständnis und durch Fragen, helfen das Thema auf seine tatsächliche Grösse zurückzuschrauben.

«Danke Stefan für deine Wortmeldung. In den vergangenen drei Wochen seid ihr OFT länger beim Kunden im Einsatz gewesen, das schätze ich sehr. Bedingt durch Abwesenheiten habt ihr WENIGER Unterstützung erhalten, als ideal gewesen wäre. Welche Schritte können wir aus deiner Sicht jetzt unternehmen, um dies zu verbessern?“

‘IMMER’ und ‘NIE’ Einwände sind in der Regel subjektiv, selten konstruktiv und spiegeln vorrangig die Sicht des Betrachters. Manche Behauptungen sind schlicht falsch. Sie mit einem klar formulierten ‘Blödsinn’ abzutun, kann auch mal zieldienlich sein. Nicht aber, wenn einem das Gegenüber wichtig ist. Im geschäftlichen Umfeld beispielsweise bei Kunden oder Mitarbeitenden. Dort ist eine Differenzierung wichtig. Kluge Fragen sind der Schlüssel, um tiefer einzutauchen und ein gutes Bild zur Situation zu gewinnen.

Was ist Ihnen an Anitas Formulierung aufgefallen? Sie hat einerseits die Wörter ‘IMMER’ durch ‘OFT’ sowie ‘NIE’ durch ‘WENIG’ ausgetauscht und damit das pauschalisierende, übertreibende Element zurechtgerückt, damit es realistischer, kleiner und lösbarer wirkt. Zudem hat sie das Problem bewusst in die Vergangenheit gesetzt, damit die Zeit eingegrenzt, um im Jetzt Verbesserungen für die Zukunft zu finden.

IMMER und NIE sind menschlich. Als ich gestern auf dem Bahnsteig stand und eine Verspätung von sechs Minuten angekündigt wurde, ertappte ich mich beim Gedanken ‘Echt, nicht schon wieder, NIE sind die pünktlich…’ 😊 (Anmerkung, wir sprechen hier vom Bahnhof Luzern in der Schweiz)

Ein fröhlicher Gruss, Ralph Hubacher

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