Wie finde ich die Talente von heute für die Aufgaben von morgen? Wen brauchts im Team, um zu gewinnen? Wer löst die immer komplexeren Fragestellungen am besten, um als Unternehmen im Wettbewerb ganz vorne mitzumischen? Täglich stellen sich Millionen von Unternehmensführern, Führungskräften und Projektleitern diese Fragen. Die eine allgemeingültige Antwort gibt es leider nicht. Kürzlich aber bin ich auf einen verblüffenden Ansatz gestossen…
High Performance beginnt im Kopf. Das ist an und für sich keine aussergewöhnliche Erkenntnis. Ändert man den Blickwinkel, dann wird es interessant. Der Harvard Psychologe Robert Rosenthal untersuchte zusammen mit Lenore Jacobson in achtzehn Klassen einer Grundschule die kognitiven Leistungen mittel einem Harvard Test. Anschliessend informierte sie die Lehrer zu den Ergebnissen: 20 Prozent der Schüler hätten das Potenzial zum intellektuellen Aufblühen oder zu einem Entwicklungsschub. Als der Test ein Jahr später wiederholt wurde, verbesserten sich die Aufblüher mehr als die anderen Schüler. Im Schnitt gewannen sie zwölf IQ-Punkte hinzu, ihre Klassenkameraden jedoch nur acht IQ Punkte. Ist also Intelligenz der entscheidende Differenzierungsfaktor? Vielleicht ja, hätte Rosenthal die Schüler im ersten Test nicht einfach zufällig ausgewählt. Er wollte testen was mit den Schülern geschieht, wenn die Lehrer glaubten, sie wären High Potentials. High Performance beginnt im Kopf.
Vom Rosenthal-Effekt können auch Führungskräfte lernen, denn es funktioniert auch bei Erwachsenen. Der Psychologe Dov Eden legte ein ähnliches Experiment beim Miliär an, es funktionierte auch bei Soldaten und ihren Vorgesetzten. Der Management Forscher Brian Mc Natt analysierte 17 Studien, quer durch verschiedene Branchen, die mit rund 3000 Angestellten durchgeführt wurden. Überall blühten die Angestellten auf, wenn ihre Chefs nach dem Zufallsprinzip überzeugt wurden, sie als Aufblüher zu betrachten. McNatt fordert Führungskräfte auf ‘anzuerkennen, welche Macht und welchen Einfluss sie ausüben, wenn sie (a) echtes Interesse am Potenzial ihrer Angestellten haben und daran glauben… und (b) durch ihre Handlungen andere unterstützen und diesen Glauben vermitteln… andere stärker motivieren und zu grösseren Anstrengungen veranlassen, um dieses Potenzial zu realsieren.
Genug der Experimente, wir leben schliesslich im Alltag. Wie so oft liegt der Schlüssel in der richtigen Mischung. Wenn jemand weder will noch kann, wird er nie ein High Perfomer. Aber nur Talente und ‘Brainies’ im Team helfen auf Dauer auch nicht weiter. Und wird ein High Performer vom Chef partout nicht wahrgenommen, entwickelt er sich mit der Zeit zur lahmen Ente oder wechselt dem Job. Noch ist keine der zu Beginn gestellten Fragen beantwortet, ausser dass wir die Fragen an uns selbst richten sollten… wem trauen wir es wirklich zu und wie befähigen wir sie?
Übrigens: Welchen Mitarbeiter oder Arbeitskollegen betrachten Sie ab heute als Aufblüher?
Ein frischer Gruss
Ralph Hubacher
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