Zufrieden und zuversichtlich schaute ich meinem Mitarbeiter in die Augen. Doch was ich sah, überraschte mich: Er schüttelte nur den Kopf.
Seit meiner Kindheit begleitet mich ein Motto: Ich habe immer eine Idee! Und tatsächlich stimmt das in 98% der Fälle. Ob für meine Kunden, Teamkollegen, Geschäftspartner als auch im privaten Umfeld. Es fällt mir leicht, von der Problemen-Dimension auf die Lösung-Stufe zu gelangen. Selbstkritisch – und mit einem Augenzwinkern – will ich betonen: Nicht alle meine Ideen sind grossartig. Oder wie es der zweifache Nobelpreisträger Linus Pauling auf den Punkt brachte: „Der Weg zu guten Ideen ist, viele Ideen zu haben und die schlechten auszusortieren.“
Zurück zum Meeting mit Lars, meinem damaligen Mitarbeiter. Er war niedergeschlagen und schilderte mir die Probleme, welche er im Beratungsgespräch mit einem Kunden hatte. Ich hörte ihm genau zu, stellte einige Fragen und liess ihn ausreden. Klar, wollte ich ihn unterstützen. So gehört sich das für einen Vorgesetzten, dachte ich. Also gab ich ihm einige, aus meiner Optik, wertvolle Tipps.
Geduldig hörte er mir zu, schüttelte den Kopf und gab mir ein direktes Feedback. „Danke, Ralph. Aber ich wollte keine Tipps – ich wollte einfach nur erzählen, was passiert ist.“
Hätte ich beleidigt sein sollen, weil er meine Inputs nicht wollte? Ich war felsenfest überzeugt, dass sie für ihn nützlich und zieldienlich gewesen wären.
Eine Konversation ist selten eindimensional, meist laufen verschiedene Gesprächsebenen parallel. Worte sind das, was man hört, aber nicht immer das, was gemeint ist. Ich hörte Fakten, in Wahrheit redete er über Gefühle. Kein Wunder, dass es schiefgelaufen ist.
Missverständnisse sind selten böse Absicht – meist sind sie einfach menschlich. Gutes Zuhören hilft, ist aber nicht alles. Es beginnt mit einer einfachen Frage: Will ich wirklich verstehen – oder nur selbst gehört werden? Manchmal ist echtes Dasein hilfreicher als jeder gut gemeinte Rat.
Ein fröhlicher Gruss, Ralph Hubacher