Ein Freund arbeitet seit vielen Jahren für eine grosse amerikanische Bank in New York. Sein Chef spricht rund zehn Minuten mit ihm; pro Monat. Ausser beim Jahresgespräch, das dauert ganze 15 Minuten.
«Das Jahresgespräch erinnert mich an die Kindheit, als der Nikolaus vorbeikam. Dieselbe Spannung, nur geht es heute nicht mehr um Lebkuchen, sondern um das Salär und den Bonus. Das Feedback ist ähnlich wie beim Nikolaus, ich erfahre in Dezember Dinge, die Monate oder länger als ein halbes Jahr zurückliegen. Das ist so nutzlos, zum Glück dauert das Gespräch nur eine Viertelstunde.»
Feedback hat ein Verfallsdatum. Je länger man wartet, desto schwerer fällt es beiden Seiten, die konkrete Situation und das Verhalten nachzuvollziehen. Lernchancen verschwinden, die Wirkung verpufft.
Der richtige Zeitpunkt? So bald wie möglich, so spät wie nötig. Frisch, aber nicht roh. Direkt im Moment kann Feedback überfordern. Die Person steckt vielleicht noch im Stressmodus oder hat noch nicht die Gelegenheit gehabt, die Situation einzuordnen. Ein kleiner zeitlicher Abstand erhöht häufig die Aufnahmebereitschaft.
„Mein Chef gibt mir viele Freiheiten und ich weiss das zu schätzen. Manchmal wirkt es wie Vertrauen. Wenn aber lange kein Feedback kommt, bleibt die Frage, ob es wirklich Vertrauen ist oder schlicht Gleichgültigkeit.»
Ein fröhlicher Gruss, Ralph Hubacher