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18.07.2025

Kompliziert kann jeder

In wenigen Minuten hatte ich es verstanden. Obwohl die Materie komplex war. Nicht, weil ich besonders klug bin. Der Grund war ein anderer.

Mein Cousin ist ein IT-Crack. Vernetzungen, für unsereins undurchdringbar wie ein Dschungel, entflechtet er mit Leichtigkeit. Komplexe Sachverhalte sind für ihn in nur kurzer Zeit logisch. Das allein ist beeindruckend. Doch er hat eine weitere Gabe.

Wenn er dir etwas erklärt, dann tönt es so einfach wie das ABC. Egal wie schwierig die Materie auch sein mag. Ich wünschte, nur halb so talentiert zu sein wie er.

Die Redewendung ‘Wenn du es nicht einfach erklären kannst, dann hast du es nicht gut genug verstanden’ kommt nicht von ungefähr. George Washington brauchte bei seinem Amtsantritt als Präsident nur 135 Worte, um seine Vision zu verkünden.

Im Jahr 1657 schrieb Blaise Pascal in seinem Werk ‘Lettres Provinciales’: „Der vorliegende Brief ist sehr lang … einfach, weil ich keine Zeit hatte, ihn kürzer zu machen.“ Doch kurz bedeutet nicht automatisch gut. Wer’s nicht glaubt geht auf X und schaut sich an, wie viel Unsinn zum Teil in 280 Zeichen passen.

Es gibt Chefs, Kollegen oder Referenten, die wollen einen mit Expertenwissen, Fachwörtern und Management-Gedöns beeindrucken. Kompliziert kann jeder. Es geht nicht darum, selbst zu glänzen, sondern den Zuhörenden zu helfen zu verstehen.

Klarheit ist Stärke. Übung führt dorthin. Nur wenige haben das Talent meines Cousins. Selbst George Washington brauchte bei seinem ersten Amtsantritt noch 1419 Wörter.

Ein fröhlicher Gruss, Ralph Hubacher

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