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08.05.2025

Management by Moskito

Niemand mag sie, und trotzdem sind sie da – hartnäckig, penetrant. Ich rede nicht von Mücken. Von denen hat man wenigstens im Winter seine Ruhe.

In den letzten drei Jahren habe ich über 800 Führungskräfte aus 26 Nationen auf drei Kontinenten geschult. Dabei ist mir eine Beobachtung besonders ins Auge gestochen.

Ein Thema war der Umgang mit unterschiedlichen Kommunikationstypen. Nach einer kurzen, aber treffsicheren Selbsteinschätzung bildeten die Teilnehmenden Gruppen nach Kommunikationstyp. Ihre Aufgabe: Eine einfache ‚Bedienungsanleitung‘ für den Umgang mit sich selbst zu formulieren. Klingt kompliziert? Ist es nicht – vorausgesetzt, man stellt die richtigen Fragen. Eine von ihnen drehte sich um Demotivation, sprich, was einem auf die Nerven geht.

Die Antworten waren, wenig erstaunlich, vielfältig. Unterschiedliche Typen fühlen sich durch unterschiedliche Dinge ausgebremst. Was die einen stresst, empfinden die anderen als Antrieb. Doch bei einem Punkt waren sich alle Gruppen, unabhängig von Nation, Hierarchie oder Persönlichkeit, vollkommen einig:

Micromanagement! Oder wie ich es nenne: Management by Moskito. Eine einzige Mücke kann einen zum Wahnsinn treiben. Man sieht sie oft nicht, doch ihr fieses, ständiges Surren dringt in jeden Gehörgang und hält einen auf Trab. Micromanagement ist nie wirklich hilfreich, aber immer präsent.

Wenn also diese Art der Führung so ziemlich alle demotiviert, weshalb ist sie dann trotzdem so weit verbreitet? Rein logisch ergibt das keinen Sinn. Also stellte ich genau diese Frage den Teilnehmenden.

Die meisten nannten zuerst das Bedürfnis nach Kontrolle – oder die Angst, für Fehler verantwortlich gemacht zu werden. Oft folgte fehlendes Vertrauen, dann Hinweise auf Unternehmenskultur oder Teamdynamik. Und nicht selten kam, selbstkritisch, der eigene Perfektionismus zur Sprache.

Für mich steht fest: Micromanagement ist kein Führungsstil, sondern ein Symptom. Wer nur Symptome behandelt, ohne die Ursachen zu verstehen, betreibt bestenfalls Kosmetik.

Ein fröhlicher Gruss, Ralph Hubacher

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