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Ego schlägt Selbstreflexion

Sie verfügen über ein grosses Potential, welches Sie zu selten voll ausnutzen. Wenn Sie von anderen nicht die Bestätigung erhalten, die Sie erwarten, neigen Sie zu Selbstkritik. Ihre Arbeitsstelle ist Ihnen wichtig und auf gute Beziehungen legen Sie Wert. Wie gut treffen die drei Aussagen auf Sie zu?

Der Psychologe Betram Forer liess seine Studenten  im Jahr 1948 einen Persönlichkeitstest machen. Sie sollten im Anschluss angeben, wie exakt die Auswertung des Tests auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 5 (perfekt) zutrifft. Die Probanden wussten aber nicht, dass es nie eine Auswertung der Tests gab. Alle Teilnehmer erhielten einen identischen Text. Der bestand aus Standardtexten aus verfügbaren Horoskopen, welche Forer nach dem Zufallsprinzip zusammenstellte. Trotzdem empfanden die Studenten die ‘persönlichen’ Auswertungen, mit einem Durchschnittswert von 4.26, als sehr zutreffend. Wie kann das sein?

Genauso wie es optische Täuschungen gibt, so gibt es auch psychologische Täuschungen. Eine davon ist der Forer-Effekt, auch Barnum-Effekt genannt. Nehmen Sie zum Beispiel die drei Aussagen aus dem ersten Abschnitt. Die treffen auf mindestens 80 Prozent aller Menschen zu. Sich darin teilweise oder komplett wieder zu erkennen ist normal. Die Aussagen sind bewusst vage und allgemein gehalten und werden mit folgenden Instrumenten erzeugt:

Wünschenswerte, positive Eigenschaften:

Die meisten Menschen würden der Aussage „Sie sind ein liebenswerter und gleichzeitig zielstrebiger Mensch“ vermutlich zustimmen. Selbst wenn es nicht der Realität entspricht, möchten wir solche Eigenschaften in uns selbst sehen.

Allgemeine Ängste und Sorgen:

Hand aufs Herz. Würden Sie bei der Aussage «Ihre Gesundheit ist Ihnen wichtig» nicht mit einem Ja antworten? Ängste sind weitverbreitet und können leicht getriggert werden.

Ungenaue Aussagen

«Sie sind zielstrebig, aber suchen sich die Ziele, die Sie verfolgen, sehr genau aus.» Gut getarnt als seriöse Analyse finden sich Menschen, egal wie Sie Ziele anstreben, in dieser Aussage wieder.

Weshalb gehen Menschen dem Barnum Effekt auf den Leim?

Wir neigen dazu, allgemeingültige Aussagen auf uns zu beziehen. Durch selektives Wahrnehmen sehen wir, was wir sehen wollen. Unpassendere Punkte werden dabei weniger aktiv wahrgenommen oder spielen bei der Bewertung kaum eine Rolle. Ähnlich verhalten wir uns bei ungenauen Informationen. Sie werden so interpretiert, dass sie ins eigene Weltbild passen und oft gar nicht mehr reflektiert. Wird die vage und ungenaue Aussage zusätzlich positiv formuliert, dann folgt die unreflektierte Bestätigung fast automatisch. «Sie sind eine vertrauenswürdige und engagierte Führungskraft.» Wenige Vorgesetzte können sich einer solchen Aussage entziehen.

Der Barnum Effekt ist nicht so einfach zu überwinden. Ein übertriebenes Misstrauen ist genau so wie alles positiv tönende als Unfug abzutun keine gute Strategie. Hingegen sind eine kritische Herangehensweise und aktives Hinterfragen wiederum sinnvoller als blinde Zustimmung. Es ist ähnlich, wie wenn Sie einen Glückskeks öffnen. Sie erwarten dort ebensowenig eine zutreffende Analyse der aktuellen Situation, noch eine wahrheitsgemässe Aussage über die Zukunft.

Zum Schluss teile ich meinen Barnum-Favoriten mit Ihnen. Er ist ebenso genial wie dreist. «Sie sind stolz darauf, eigenständig denken zu können und akzeptieren nicht so einfach die Aussagen anderer Leute ohne stichhaltige Beweise.»

Ein fröhlicher Gruss

Ralph Hubacher

 

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